…oder warum Cortisol (die Katecholamide bzw. die Nebennieren) und ein gesunder Spiegel so wichtig ist, was Stress damit zu tun haben kann und wie Schmerzen, (chronische) Krankheiten, Trauerfälle und vieles mehr mit einer Stresserkrankung zusammenhängen können.
Zuerst: Was passiert in einem Körper, der unter Stress steht? Gehen wir zurück zu unseren Vorfahren, den Steinzeitmenschen. Vereinfacht ausgedrückt lebten sie in Höhlen, ernährten sich von Früchten und ab und zu einem Stück Fleisch, einem selbst erlegten Mammut bestenfalls. Stresshormone wurden also eher kurzzeitig benötigt, danach folgten Erholungsphasen, in denen der Organismus wieder zur Ruhe kam. Unser heutiger Körper funktioniert in Anlehnung an die damals etablierten, entwickelten Prozesse und geht zurück auf den Steinzeitmenschen. Stress bedeutete für unseren Vorfahren zB, einem Säbelzahntiger gegenüberzustehen und zu überlegen: Fliehe ich oder greife ich an? https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/tw_ergotherapie/hintergrundwissen_stress.pdf
Dementsprechend wurden Stresshormone ausgeschüttet, die Katecholamide (Cortisol, Adrenalin,…) was dazu führte, dass die Muskeln besser durchblutet wurden etc… Das ermöglichte dann Flucht oder Angriff. Nach dieser Angelegenheit, die durchaus überlebenswichtig war, erfolgte eine Phase der Erholung, in der Höhle, mit dem Stamm, beim Essen, Schlafen, Beeren sammeln… Somit ermöglichten damals u. a. unsere Katecholamide das Überleben in der Wildnis.
Was hat das mit uns heute zu tun?
All die Prozesse, die den Körper und Geist „am Laufen“ halten, wurden an uns vererbt. Nur dass wir heute keine Säbelzahntiger oder Mammuts oder auch feindliche Stämme abwehren oder jagen müssen, sondern oft länger andauernden Stressbelastungen unterliegen. Die besagten Hormone machen uns leistungsfähig, kein Frage. Aber wenn sie dauernd über einen längeren Zeitraum ausgeschüttet werden (müssen), weil man sich keine Erholungsphasen oder Auszeiten gönnt, so kann das langfristig zu Krankheit und Erschöpfung führen.
https://www.individualmedizin-mund.de/schwerpunkte/nebennierenschwaeche-burnout.html:
Man „kommt nicht mehr ´runter“, die dauerhaft hohe Ausschüttung von Stresshormmonen, beispielsweise dem Cortisol, hat die Nebennieren, die für die Produktion dieser Hormone zuständig sind, regelrecht erschöpft. Logischerweise bedeutet das, dass sie eben nicht mehr die ansonsten notwenige Menge an den wichtigen Stresshormonen ausschütten kann, die wir brauchen, um leistungsfähig und gut durch den Tag zu kommen. Nun sind die Nebennieren keine Insel im Körper, die unabhängig agiert, sondern sie sind teil der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse https://flexikon.doccheck.com/de/Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse und signalisieren dem Gehirn, ob alles ok ist oder nicht. (All das ist stark vereinfacht ausgedrückt und kann natürlich im Detail nachgelesen werden). Dementsprechend werden darauf auch andere hormonelle Prozesse abgestimmt, wie beispielsweise die Ausschüttung/Produktion von Serotinin, Dopamin oder auch den Sexualhormonen und/oder Atmung und Blutdruck etc.
Zurück zu der Nebennierenerschöpfung- oder insuffizienz:
Symptome einer solchen Erschöpfung https://www.therapiezentrum-gatzweiler.de/2017/11/14/nebennierenerschöpfung/ können u. a. Gliederschmerzen, kognitive Einbußen, wie Konzentrationsstörungen sein. Quasi aufgrund der Erschöpfung der Nebennieren ist eine adäquate Cortisolproduktion nicht mehr gewährleistet, man verspürt Leistungsabfall, Müdigkeit und starke Erschöpfung. Der in den Nebennieren entstandene Mangel hat Auswirkungen auf andere Hormone und fördert Depressionen und Ängste, Erschlagenheit und Erschöpfung, Schlafstörungen, aber auch erhöhte Entzündungsbereitschaft, die sich langfristig in chronischen Erkrankungen, Allergien, Asthma und Autoimmunreaktionen äussern kann.
Beim einen ist lange anhaltender beruflicher Stress ohne Ausgleich möglicher Auslöser, beim Anderen die pflege von Angehörigen, eine chronische Erkrankung (z. B. MS, Krebs, Fibromyalgie oder chronische Schmerzen), seelische Themen und Traumata, die man unter Umständen viele Jahre lang fast unbemerkt mit sich herumträgt, die aber im Unbewussten wirken und auch unser Verhalten (z. B. In Beziehungen) prägen. Dabei gilt: Wir alle sind Individuen und was der eine wegsteckt, macht den anderen vielleicht krank und umgekehrt. Hat man zu niedrige Cortisolspiegel, hat das Auswirkungen auf das Immunsystem: Man ist labiler in Bezug auf Infekte und andere möglicherweise ernsthaftere Erkrankungen. Auch Autoimmunerkrankungen können in diesem Zustand, in dem wir geschwächt sind, zutage treten.
Was also tun, um das zu vermeiden oder was tun, wenn es soweit gekommen ist?
Wenn man Stress hat, ist es immer wichtig, Ausgleich zu schaffen. Für manche ist das die Ausübung von Hobbys und der Abbau angehäufter Stresshormone mittels Sport, für andere sind das Entspannungsverfahren, wie MBSR, Yoga oder Meditation. So unterschiedlich wir Menschen sind, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, wie wir zur Ruhe finden können. Wichtig ist, rechtzeitig für Ausgleich zu sorgen. Nun sind Stressoren nicht immer mit Sport zu bekämpfen, oft sind es die eigenen Ansprüche, die zu Höchstleistungen treiben, aber auch gesellschaftliche Anforderungen, die zu mehr und mehr Leistung antreiben. Hier hilft es, sich mithilfe von TherapeutInnen eigene Muster und Glaubenssätze bewusst zu machen und Alternativen zu etablieren. Das geschieht nicht unbedingt über Nacht, hat es doch unter Umständen ein Leben lang gedauert, um überhaupt an diesen Punkt zu gelangen. Prägungen aus Kindheit und Erziehung, das Verhalten eigener Bezugspersonen, wie den Eltern, wird daher oft in eine Therapie mit einbezogen, um eigenen Beweggründen Mustern nachzugehen.
Sind wir erst in der Phase des Ausgebrannt Seins, des Burn Outs, sogar der Erschöpfung der Nebennieren angelangt, bedarf es einer Phase, in der man regenerieren, heilen kann. Oft geht das einher mit Depressionen. Man fühlt sich alleingelassen, überfordert, schon kleinere Tätigkeiten strengen maßlos an und man versteht die Welt nicht mehr, war man doch zuvor gesund und fit. Man ist zerstreut, kann sich nicht lange konzentrieren, ist trotz Schlaf ständig müde.
Viele greifen an diesem Punkt auf Antidepressiva oder Beruhigungsmittel zurück, von welchen sie sich Linderung versprechen. Wichtig an diesem Punkt ist immer, Unterstützung von Fachleuten einzuholen. Das können Mediziner sein, aber auch Therapeuten. Möglicherweise springen auch Angehörige, PartnerInnen oder FreundInnen ein, bei der Suche nach Hilfe zu unterstützen und in dieser Phase kann es auch sehr wichtig werden, das Umfeld mit ins Boot zu holen, da es sich um eine ernsthafte Erkrankung handelt, während der man entlastet werden sollte.
Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, sich sogenannten Orthomolekularmedizinern anzuvertrauen https://habichtswald-reha-klinik.de/onkologie/informationen-onkologie/orthomolekulare-medizin/:
Die orthomolekulare Medizin ist vereinfacht ausgedrückt die Lehre davon, was der gesunde Körper braucht und an sich vorwiegend aus der Nahrung bezieht: Viatmine, Mineralien Spurenelemente, Aminosäuren und vieles mehr. Im gesunden Zustand, so die Lehre, ist vieles ausreichend vorhanden, eingeschränkt durch heute denaturierte Lebensmittel, Fehlernährung (zu viel und falsche Fette, Zucker, Fleisch und zu wenig oder falsche Bewegung,…)
Durchlebt man eine längere Belastungsphase, so entsteht eine Dysbalance, ein Ungleichgewicht. Beispielsweise ist bekannt, dass der Magnesiumbedarf bei Stress ansteigt. Dasselbe gilt für weitere Substanzen. Manche sind ohnehin schon unzureichend vorhanden bei den meisten Menschen wie Zink, Vitamin D, Selen etc…
Schon während einer Belastungsphase empfiehlt es sich, natürlich in Begleitung eines Fachmannes und nach der Interpretation eines dezidierten Blutbildes, die fehlenden Substanzen zu substituieren.
Ebenso wichtig ist es, im Falle einer massiven Erschöpfung bzw. Burnout ein sogenanntes Cortisol-Tagesprofil bestimmen zu lassen. Dieses wir morgens um 08:00, um 14:00 und um 20:00 mittels Speichels (selbst zuhause) abgenommen und von spezialisierten Laboren ausgewertet. Je nachdem, wie das Ergebnis ausfällt, kann es sinnvoll sein, den Nebennieren (Cortisol- und Adrenalinproduktion) mit der Gabe von z. B. Hydrocortison unter die Arme zu greifen. Das sorgt dafür, dass dem Körper fehlendes Cortisol von aussen zugeführt wird, stärkt das Immunsystem, schafft Voraussetzungen für Heilung und Genesung, steigert die Belastbarkeit in Krankheits- oder Stressphasen. Nicht zu unterschätzen ist hier, dass niedrige Cortisolspiegel auch vererbt werden können, z. B. durch Traumaerfahrugen der Vorfahren (Stichwort transgernerationale Übertragung oder Traumaweitergabe bzw. Epigenetik). Sind die Nebennieren erschöpft, dauert es, bis sie möglicherweise wieder ihre Arbeit aufnehmen. Es bedarf also tatsächlich einer Auszeit, um zu genesen. Hier ist Geduld angebracht, denn es geschehen keine Spontanheilungen. Mit gezielter Cortisolsubstitution kann ein Defizit ausgeglichen werden.
Haben MS-Patienten Schübe, so werden diese mit hohen Dosen Cortison aufgefangen. Oft ist diese Gruppe assoziiert mit zu niedrigen oder zu hohen Cortisolspiegeln, also lohnt es auf jeden Fall, sich auch in diesem Fall professionelle Unterstützung einzuholen wie auch wenn Allergien andere Autoimmunerkrankungen, Neurodermitis, Stress, psychische Belastungen etc. Überhand nehmen. Das Thema ist sehr komplex, immens wichtig und gerade in einer Zeit, in der mehr und mehr Krankheiten mit Stress assoziiert werden, brandaktuell. DIe gute Nachricht: Man kann bei Nebenniereninsufizienz sehr gut auf Kortison eingestellt werden und erhält dadurch wieder Lebensfreude- und qualität.
Genauso wichtig ist es, eine potenzielle Unterversorgung mittels gezielter Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen. Wie gesagt, empfiehlt sich zur Bestimmung ein dezidiertes Blutbild bei entsprechenden Laboren bzw. Fachärzten. Da der Markt voll an diversen Pillen und Säften ist, die in Drogeriemärkten, Apotheken und dem Internet vertrieben werden, macht es Sinn, das mit fachlich kompetenten Personen zu besprechen und sich beraten zu lassen. Denn billig ist auch in diesem Fall nicht gleichzusetzen mit gesund bzw. gut. So können manche der angebotenen Nahrungsergänzungsmittel nicht vom Körper aufgenommen werden, sollten wie z. B. bei Vitamin D mit Fett eingenommen werden oder sind viel zu gering dosiert, um einen Mangel überhaupt auszugleichen oder zu hoch dosiert, um ihre wichtige Wirkung entfalten zu können.
Einige Nahrungsergänzungsmittel bzw. Unternehmen, von deren Produktion und Qualität ich überzeugt bin, sind hier aufgeführt:
B12-Trio Sinoplasan https://sinoplasan.de/alle-produkte/vitamine/vitamin-b/219/vitamin-b12-trio-1000-g-tropfen
(Insbesondere (auch) wichtig für Frauen ab ca. 50 oder älter)
Vitamin C Actinovo https://www.actinovo.com/de/liposomales-vitamin-c
(liposomale Zubereitung: Durch Verkapselung gelangen die Vitamine dahin, wo sie vom Körper aufgenommen werden können: zur Darmschleimhaut)
Vitamin D 3 +MK+K7 Sunday Naturals: https://www.sunday.de/vitamin-d3-2500-plus-k2-mk7-100mcg-100-prozent-all-trans.html
(Kann nicht mit Nahrung aufgenommen werden, die meisten Menschen in der nördlichen Hemisphäre haben diesbezüglich einen Mangel. Bestimmung durch Blutbild, dann mittels Rechner im Internet Zielwert und die Einschleich- oder Erhaltungsdosis ermitteln.)
Magnesium
Aminoplus Burnout https://www.kyberg-vital.de/produkt/aminoplus-burnout/
(Hat bei einigen meiner KlientInnen und Bekannten mit stressbedingten Erschöpfungszuständen aber auch SeniorInnen zu deutlichen Verbesserungen der kognitiven Verfassung, der Stabilität der Psyche, geringerer Schmerzlabilität usw… geführt und ist eine erwägenswerte Zubereitung für Zustände, in denen man ausserordentlichen Belastungen ausgesetzt ist)
Ein Wort zu PMS, ausbleibender Regelblutung, Zyklusschwankungen und verminderter Fruchtbarkeit in Korrelation zu Stress bzw. der Cortisolausschüttung:
Wie nicht anders zu erwarten, korrelieren auch diese, denn wie bereits erwähnt, ist unser Körper bzw. seine einzelnen Workstations vernetzt und so ist die Funktion der Nebennieren nicht isoliert zu betrachten, sondern hat Einfluss auf alle möglichen Prozesse im Körper, so auch auf die Produktion der weiblichen Sexualhormone. Wen wundert es da, dass bei anhaltendem Stress oder auch der darauffolgenden Erschöpfungs- und Burnoutphase Frauen über ein Ausbleiben der Periode berichten. Eigentlich logisch, geht man zurück auf den eingangs erwähnten Steinzeitmensch und versteht, dass unser Körper darauf ausgelegt ist, zu überleben bzw. die Art zu erhalten. Kranken Menschen verordnet der Organismus eine Auszeit, entweder indem die Ausschüttung der „Glückshormone“ reduziert wird, damit wir antriebslos „in der Höhle bleiben“ und uns schonen oder auch, indem wir keine Kinder austragen können, weil das den geschwächten Organismus vollkommen überfordern würde. https://femna.de/chronischer-stress-und-nebennierenschwaeche/#Rushing_Womans_Syndrome
Ein Wort noch zur Menopause: Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass viele Frauen um die 50 etliche (in meinen Augen stressbedingte Beschwerden) hormonellen Veränderungen zuschreiben. Ich möchte das keinesfalls in Abrede stellen, habe aber bei allen, die sich dementsprechend äusserten, eine erhebliche Stressbelastung festgestellt. Natürlich ist die Menopause eine lange Phase der Hormonschwankungen, die je nach Ausprägung die einen oder anderen durchaus gravierenden Symptome mit sich bringt, unter denen die Lebensqualität stark leiden kann. Aber Stimmungschwankungen, Erschöpfungen, Schlafstörungen und vieles mehr sind auch bei stressbedingten Erkrankungen der Fall. Es ist also sicherlich gut, sich in mehrere Richtungen zu informieren und mehrgleisig zu fahren, wenn man solchen Symptomen auf den Grunde gehen möchte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Gesellschaft massiv unter Stress leidet und sehr, sehr viele ernsthafte Erkrankungen die Folge von (jahrelangem) Stress sind. Und das bezieht sich keinesfalls ausschließlich auf beruflichen Stress. Psychosozialer Stress, wie das Gefühl von Machtlosigkeit, dem Eindruck, keinen Einfluss auf die Steuerung des eigenen Lebens zu haben, Traumata, dysfunktionale Beziehungen, Einsamkeit und vieles mehr darf nicht unterschätzt werden als Auslöser von stressbedingten Krankheitsbildern, auch psychischer Natur.
Die gute Nachricht:
Ist man gewillt, kann man Verantwortung für die eigenen Gesundheit übernehmen und beginnen sich zu informieren und mit Unterstützung den richtigen Weg zu finden, um gesund zu werden. Wie bereits erwähnt, führen viele Wege nach Rom: Für den einen ist es die Entscheidung für eine minimalistischere Lebensweise, weniger Konsum und somit weniger Notwendigkeit, immer mehr zu leisten, zu erwirtschaften und zu arbeiten. Andere Profitieren von Entspannungs- und therapieverfahren wieder andern beschreiten andere Wege.
Dieser Eintrag soll die Zusammenhänge von Stress, Schmerzen, diversen Krankheitsbildern, wie auch Ängsten und Depressionen aufzeigen, wie auch Wege, aus dieser Spirale auszusteigen, die eigene Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und wieder Lebensfreude und Gesundheit zu erleben.